Künstliche Intelligenz (KI) verändert den Arbeitsalltag in vielen Unternehmen – von der Datenauswertung bis zur Kundenkommunikation. Für kleine und mittlere Unternehmen wird dabei immer wichtiger, dass Mitarbeitende verstehen, wie KI funktioniert und wie sie sinnvoll und sicher eingesetzt werden kann. KI-Kompetenzen gehören deshalb zunehmend zur Organisationsentwicklung. Es geht darum, ein grundlegendes Verständnis aufzubauen: Wo kann KI unterstützen? Wo liegen ihre Grenzen? Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden frühzeitig befähigen, mit KI umzugehen, sichern sich langfristig Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit.
KI-Kompetenz auf einen Blick
Die Art, wie Unternehmen arbeiten, kommunizieren und Entscheidungen treffen, verändert sich durch KI. Für KMU bedeutet das: KI wird zum festen Bestandteil der strategischen Entwicklung – und damit auch der Organisationsentwicklung. Entscheidend ist nicht nur, welche Technologien eingesetzt werden, sondern wie gut Mitarbeitende befähigt sind, sie zu verstehen und sinnvoll zu nutzen. Diese Kompetenz umfasst sowohl das technische Grundverständnis von KI-Systemen als auch die Fähigkeit, deren Chancen und Risiken zu bewerten und sie verantwortungsvoll einzusetzen.[1] Der deutsche Mittelstand steht hier vor einer entscheidenden Weichenstellung: 79 Prozent der KMU geben in einer Befragung an, dass ihnen notwendige KI-Kompetenzen fehlen.[2] Organisationen, die gezielt in den Aufbau solcher Kompetenzen investieren, schaffen die Grundlage für nachhaltige Digitalisierung und zukunftsfähige Arbeitsstrukturen.
Potenziale für KMU
Der Aufbau von KI-Kompetenzen bietet kleinen und mittleren Unternehmen vor allem Chancen für eine nachhaltige Organisationsentwicklung. Wenn Mitarbeitende verstehen, was KI leisten kann, und was nicht, wächst die Bereitschaft, Veränderungen aktiv mitzugestalten. KI-Kompetenz fördert damit Offenheit, Lernbereitschaft und Selbstvertrauen im Umgang mit neuen Technologien. In Veränderungsprozessen stärkt dieses Wissen das Gefühl von Kontrolle und Beteiligung.
Unternehmen, die ihre Beschäftigten frühzeitig einbinden und qualifizieren, reduzieren Widerstände und schaffen Vertrauen in digitale Entwicklungen. Gleichzeitig entstehen neue Rollen und Verantwortlichkeiten, etwa in der Personalentwicklung oder der Lernbegleitung, die Wissen im Unternehmen verbreiten. So wird KI nicht als reines Technikprojekt verstanden, sondern als Impuls für eine lernende, anpassungsfähige Organisation[3]. Langfristig steigert das nicht nur Effizienz und Innovationskraft, sondern auch die Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeitenden – ein entscheidender Erfolgsfaktor im digitalen Wandel. Das bedeutet, dass sie internes Fachwissen über KI-spezifische Veränderungsmuster aufbauen, organisatorische Agilität für kontinuierliche Anpassungen entwickeln und eine Kultur schaffen, die KI-getriebene Entwicklungen begrüßt, anstatt sich ihnen zu widersetzen.
Anwendungsbereiche in KMU
Der Aufbau von KI-Kompetenzen eröffnet KMU neue Chancen in nahezu allen Geschäftsbereichen. Routineaufgaben können automatisiert und Abläufe effizienter gestaltet werden. Mitarbeitende gewinnen Zeit für kreative und wertschöpfende Tätigkeiten. Der größte Mehrwert entsteht dort, wo Technologie und menschliches Urteilsvermögen zusammenwirken.
Typische Anwendungsfelder sind:
- Kundenservice und Vertrieb: KI-gestützte Chatbots oder Analyse-Tools helfen, Kundenanfragen schneller zu bearbeiten und individuelle Angebote zu entwickeln.
- Marketing: Automatisierte Auswertungen von Kundendaten ermöglichen passgenaue Kampagnen und bessere Erfolgskontrolle.
- Produktion und Logistik: Systeme zur vorausschauenden Wartung oder Prozessoptimierung reduzieren Stillstand und Kosten.
- Verwaltung und Backoffice: Texterkennung, Datenanalyse und Dokumentenmanagement entlasten Mitarbeitende von Routineaufgaben.
- Personalentwicklung: KI kann Qualifizierungsbedarfe sichtbar machen und Lernpfade personalisieren – ein wichtiger Baustein der Organisationsentwicklung.
Unternehmen, die ihre Teams befähigen KI-Tools sicher anzuwenden, steigern nicht nur ihre Produktivität, sondern fördern auch eine Kultur des Lernens und der Offenheit gegenüber neuen Technologien. So wird KI zu einem Werkzeug, das den Menschen unterstützt und nicht ersetzt.
Herausforderungen
KI ruft deutlichen Widerstand hervor, der über die typischen Bedenken hinausgeht. In einer Befragung der TH Aschaffenburg gaben 80 Prozent der teilnehmenden Unternehmen an, keinen systematischen Plan zum Aufbau von KI-Kompetenzen zu haben. Dafür ist auch der Fachkräftemangel verantwortlich: 36 Prozent der Unternehmen geben an, keinen IT-Spezialisten zu beschäftigen und 31 Prozent mangelt es generell an spezifischem KI-Know-how. Dazu kommen hohe Investitionskosten und rechtliche Unsicherheiten.[4] Die Mitarbeitenden machen sich nicht nur Sorgen über das Erlernen neuer Prozesse, sondern auch über ihre grundsätzliche Relevanz. Zusätzlich verändert sich durch KI die Art und Weise der Arbeit, das Rollenverständnis und die Dynamik am Arbeitsplatz. Da sich KI-Funktionen ständig verändern, lässt sich kaum vorhersagen, wie Unternehmen sie in einigen Monaten nutzen werden. Entscheidend ist daher, nicht auf Klarheit zu warten, sondern Mitarbeitende so zu befähigen, dass sie mit Unklarheiten souverän umgehen können.[5]
Die Einführung von KI und der damit verbundene Aufbau von KI-Kompetenzen ist kein kurzfristiges Ziel, sondern ein fortlaufender Prozess zum kontinuierlichen Aufbau organisatorischer Fähigkeiten.
Quellen
- Bauer, Fabian und Hornung, Oliver. 2024. KI-Flash: Ab Februar 2025 müssen Unternehmen über KI-Kompetenz verfügen – Aber wie? https://www.skwschwarz.de/news/ki-flash-ki-kompetenz
- McKinsey-Studie: KI-Kompetenzlücke bremst deutschen Mittelstand aus, 2025. https://www.marktundmittelstand.de/ratgeber/ki-studie-stifterverband-mckinsey
- Dürkop-Henseling, Linda. Horwitz, Matthias und Katrin Späte. 2025. Sozialwissenschaftliche Beobachtungen von Krisen. Springer VS. Wiesbaden.
- Sahm, Marco. 2025. KI-Readiness im Mittelstand: Große Lücke zwischen Potenzial und Realität. https://www.bvmw.de/de/frankfurt-am-main/internet-und-digitalisierung/news/ki-readiness-im-mittelstand-grosse-luecke-zwischen-potenzial-und-realitaet
- Procsi. 2025. 8 Gründe, warum KI-gesteuerter Change anders ist. https://www.prosci.com/de/blog/8-gr%C3%BCnde-warum-ki-gesteuerter-change-anders-ist






