Pay-Per-Use Modelle im produzierenden GewerbePay-Per-Use Modelle im produzierenden Gewerbe

Durch die zunehmende Unsicherheit und Volatilität auf den Märkten entstehen besonders für maschinenbetreibende kleine und mittlere Unternehmen hohe wirtschaftliche Risiken beim Erwerb von neuen (I4.0-)Technologien. Mit Pay-per-Use-Modellen zeichnet sich ein neuer Trend ab.

Auf einen Blick

Durch die zunehmende Unsicherheit und Volatilität auf den Märkten entstehen besonders für maschinenbetreibende kleine und mittlere Unternehmen (KMU) hohe wirtschaftliche Risiken beim Erwerb von neuen (I4.0-)Technologien. Zur Erhöhung der Flexibilität werden im Maschinenbau bislang nutzungsorientierte Leasing-Modelle eingesetzt, bei welchen die Produktionsmaschine dem Betreiber gegen eine vertraglich geregelte Leasingrate für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung gestellt wird. Aktuell zeichnet sich ein neuer Trend ab: nutzungsdatenbasierte Pay-per-Use-Modelle (PPU). Hier steigt der Flexibilitätsgrad weiter, indem nur das tatsächliche Nutzungsverhalten der geliehenen Produktionsmaschine abgerechnet wird – gemäß dem Motto „Nur für das zahlen, was man tatsächlich verbraucht“.[1]

Potentiale für KMU

Ähnlich zum Leasing-Modell, bleibt das Eigentums-, Wartungs- und Instandhaltungsrisiko auch beim PPU-Modell auf der Seite des Anbieters. Für KMU ergeben sich daraus die Vorteile, dass die hohen Anschaffungs- und Wartungsauszahlungen für Produktionsmaschinen entfallen. Zudem besteht die Möglichkeit, Maschinen und Anlagen nur für einen kurzen Zeitraum zu nutzen – etwa, um Auftragsspitzen zu bedienen. Ebenso ist ein Abkauf der Maschine nach längerer Nutzung denkbar.[2][3]

Das PPU-Modell bietet auch Nachhaltigkeits-Potentiale: Der tatsächliche Verbrauch an Produktionsmitteln wie Rohstoffen und Energie wird ersichtlich. Durch die Monetarisierung verstärken sich die Anreize für eine effizientere Produktion.[2]

Lösungen für KMU

DMG Mori als Hersteller von spanenden Werkzeugmaschinen bietet im Rahmen von „PAY with Zero Risk“, PAYZR Abo-Modelle für Dreh und Fräsmaschinen bzw. cloudbasierter Planungsunterstützung an. Gegen Entrichtung einer monatlichen Grundgebühr ggf. zzgl. Spindelstundengebühr wird die Produktion transparenter und Planungsaufwände um bis zu 80 % reduziert.[4]

Trumpf als Hersteller von Werkzeugmaschinen und Lasersystemen bietet ebenfalls diverse PPU Abo-Modelle für Maschinenfunktionen an: von der stückweisen Abrechnung für gefertigte Blechbauteile über die Abrechnung pro Laserstunde bis hin zur Nutzung von freien Lasermaschinen in Form von einer Grundgebühr zzgl. Nutzungszeiten der Maschine.[5]

Herausforderungen

Eine Voraussetzung zur Nutzung von PPU-Modellen ist die Vernetzung von bestehenden Produktionsmaschinen sowie das Vorhandensein einer IT-Infrastruktur. Maschinen lassen sich durch Sensoren „aufrüsten“, was allerdings je nach Alter und Sensor nur bedingt sinnvoll ist. Die IT-Infrastruktur kann hardwareseitig in Form von Infrastructure-as-a-Service bzw. Software-as-a-Service cloudbasiert abonniert werden, Investitionen in IT-Knowhow sind zukünftig unerlässlich. Vor Abschluss eines kurzzeitigen PPU bei komplexen Fertigungssystemen sollte die Dauer der Inbetriebnahme beachtet werden, um das Kosten-Nutzenverhältnis der Anlage nicht unnötig in die Höhe zu treiben.

Die Abrechnung von PPU steht aktuell noch im wissenschaftlichen Diskurs: Während für Maschinenhersteller der Fokus auf dem Restnutzwert der Maschine liegt, hat der Abonnent möglichst niedrige Preise im Interesse. Dieser Interessenskonflikt durch Informationsasymmetrien lässt sich über geeignete Softwareschnittstellen transparent lösen, wie M. Alaluss[1][6] beschreibt. Alternativ wird eine monatliche Grundgebühr festgelegt, zu der die Betriebsstunden aufgeschlagen werden.

Quellen und weiterführende Inhalte

  • Erfahren Sie, wie Sie ihr Geschäftsmodell beispielhaft weiterentwickeln und welche Hilfsmittel Sie dabei nutzen können: Geschäftsmodelle neu denken

 

  1. Alaluss, M. et AL: Usage-based leasing of complex manufacturing systems: A method to transform current ownership-based into pay-per-use business models, Elsevier B.V., 2022.
  2. Bocken, N et AL.: Pay-per-use business models as a driver for sustainable consumption: Evidence from the case of HOMIE, Elsevier Ltd., 2018.
  3. Ladas, Konstantinos et AL.: Product Selling Versus Pay-Per-Use Services: A Strategic Analysis of Competing Business Models in: Forthcoming in Management Science, 2021. http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.3356458
  4. DMG Mori: PAYZR by DMG MORI: https://de.dmgmori.com/produkte/payzr [abgerufen am 20.09.2022]
  5. TRUMPF GmbH + CO.KG (Hrsg.): Pay-per-Part: TRUMPF bietet neues Geschäftsmodell zur Nutzung freier Maschinenkapazitäten.https://www.trumpf.com/en_US/newsroom/global-press-releases/press-release-detail-page/release/pay-per-part-trumpf-offers-new-business-model-to-utilize-spare-machine-capacity/ [abgerufen am 21.09.2022]
  6. Alaluss, M. et AL: Produktion mit Vertrauen: Konzept eines digitalen Notars /Production based on trust: Scheme of a digital notary – Transparency in pay-per-use models using a digital notary while ensuring business confidentiality in: wt Werkstattstechnik online, S. 253 – 257. VDI Fachmedien, 2022. DOI:10.37544/1436-4980-2022-04-53

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