Auf einen Blick
Vibe Coding ist ein Ansatz in der Softwareentwicklung, bei dem Künstliche Intelligenz (KI) genutzt wird, um aus Anweisungen in natürlicher Sprache funktionsfähigen Programmiercode zu generieren. Statt jede Codezeile manuell zu schreiben, beschreibt der Anwender das gewünschte Ergebnis, ähnlich einem Gespräch und ein KI-Assistent erstellt, testet und verfeinert den Code. Der Begriff wurde Anfang 2025 vom KI-Experten Andrej Karpathy geprägt und beschreibt einen Workflow, bei dem sich der Anwender auf das Ziel konzentriert und fast vergisst, dass im Hintergrund Code existiert. Die Methode senkt die technischen Einstiegshürden und macht die Softwareerstellung für ein breiteres Publikum zugänglich, auch für Personen mit geringen oder gar keinen Programmierkenntnissen.
Potenziale für KMU
Für kleine und mittlere Unternehmen eröffnet Vibe Coding erhebliche Potenziale zur Steigerung der Effizienz und Innovationskraft. Der größte Vorteil liegt in der Beschleunigung von Entwicklungsprozessen: Ideen können in Stunden statt Wochen in funktionierende Prototypen (MVPs) umgesetzt werden, um schnell Marktfeedback einzuholen. Dies senkt Entwicklungskosten und das Risiko von Fehlinvestitionen. Zudem demokratisiert die Technologie die Softwareentwicklung. Mitarbeitende aus Fachabteilungen wie Marketing oder Vertrieb können ohne tiefes technisches Wissen individuelle Tools zur Automatisierung von Routineaufgaben oder zur Datenanalyse erstellen lassen. Für erfahrene Entwickler und Entwicklerinnen fungiert die KI als „Programmier-Partner“, der Standardaufgaben übernimmt und so Freiräume für komplexe, strategische Aufgaben schafft.
Anwendungsbereiche in KMU
Die praktischen Anwendungsmöglichkeiten für KMU sind vielfältig und branchenübergreifend. Ein Marketing-Team kann beispielsweise schnell eine individuelle Chrome-Erweiterung zur Automatisierung von Social-Media-Posts erstellen oder Landingpages für neue Kampagnen generieren. Im Vertrieb können kleine, maßgeschneiderte Programme zur automatisierten Auswertung von Kundendaten oder zur Erstellung von regelmäßigen Reportings entwickelt werden. Auch für interne Prozesse ist Vibe Coding nützlich: So lassen sich Skripte zur Automatisierung von API-Abfragen oder zur Integration verschiedener No-Code-Tools wie Zapier oder Make erstellen, um Lücken in bestehenden Workflows zu schließen. Selbst einfache Webseiten oder interne Werkzeuge lassen sich so schnell und kostengünstig realisieren.
Herausforderungen
Trotz der Vorteile birgt Vibe Coding erhebliche Risiken, die KMU beachten müssen. Eine der größten Gefahren ist die Sicherheit: KI-generierter Code kann unentdeckte Sicherheitslücken wie SQL-Injections enthalten oder versehentlich sensible Daten wie API-Schlüssel preisgeben, was zu Datenlecks führen kann. Die Codequalität ist oft inkonsistent; der Code kann ineffizient, fehlerhaft oder schwer wartbar sein. Ohne technisches Verständnis geraten Anwender schnell in Endlosschleifen, wenn Fehler auftreten, die die KI nicht selbstständig beheben kann. Langfristig besteht die Gefahr einer Abhängigkeit von der KI und des Verlusts grundlegender Programmierfähigkeiten im Unternehmen. Für komplexe, skalierbare Anwendungen ist der Ansatz oft ungeeignet.
weiterführende Inhalte
- Blogbeitrag Jens Polomski „Vibe Coding Guide – Definition, Vorteile, Nachteile und Beispiele“ https://jens.marketing/vibe-coding-guide/
- Karpathy-Thread auf X (vormals Twitter), 2. Feb 2025 https://x.com/karpathy/status/1886192184808149383
- Google-Cloud-Artikel „ Was ist Vibe Coding? “ https://cloud.google.com/discover/what-is-vibe-coding?hl=de
- Blogbeitrag Dr Ana Rojo-Echeburúa „ Was ist Vibe Coding? Definition, Tools, Vor- und Nachteile “ https://www.datacamp.com/de/blog/vibe-coding
- Youtube Video Fraunhofer IEM “ Vibe Coding erklärt: Mit KI programmieren ohne Vorkenntnisse | INSIDE AI #20“ https://www.youtube.com/watch?v=mTE2BFXfQnw






