ChatGPT hat erstmals eine breite Öffentlichkeit in Kontakt mit künstlicher Intelligenz gebracht und sorgt seitdem für Wirbel. Wir werfen einen Blick auf den Chatbot und schauen uns an, wie es der Mittelstand für sich nutzen kann und was man aus rechtlicher Sicht wissen sollte.
Was verbirgt sich hinter ChatGPT?
ChatGPT ist eine künstliche Intelligenz (KI), die vom US-amerikanischen Unternehmen OpenAI entwickelt wurde. Die Software kann aktuell sowohl kostenfrei als auch kostenpflichtig genutzt werden. Interessierte Anwendende können das System unkompliziert erproben. Bei erfolgreichem Einsatz sichern sich Unternehmen durch die kostenpflichtige Version eine höhere Verfügbarkeit.
Die Basis von ChatGPT bildet ein Large-Language-Model, eine spezielle Art von KI. Sie ist in der Lage, große Textmengen z. B. aus Büchern, von Webseiten oder aus Sozialen Medien zu analysieren und Muster darin zu erkennen. Da für das Training des Large-Language-Modells auf das Konzept des „unsupervised Learnings“ (deutsch unüberwachtes Lernen) zurückgegriffen wird, ist keine menschliche Eingabe notwendig. Das System lernt explorativ menschenähnliche Antworten zu geben. Der Einsatz von Large-Language-Modellen scheint somit besonders in Bezug auf den Kontakt zu Kunden interessant, ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit, wie KMU mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Unternehmensprozesse automatisieren können.
Anwendungsfelder von ChatGPT für kleine und mittlere Unternehmen
Bei einer entsprechenden Integration von ChatGPT in die Unternehmensinfrastruktur kann der Einsatz auch im Produktionsumfeld interessant sein. Auf Freitext Fehlerbeschreibungen könnten Antworten mit Hinweisen zur Fehlerbehebung gegeben werden. Im Rahmen des technischen Service kann zudem eine Ticketzuordnung für Instandhaltungseinsätze erfolgen. Durch eine zusätzliche Sentiments-Analyse kann außerdem die Stimmung der anfragenden Person erfasst und eine darauf angepasste Antwort gegeben werden.
Die Anwendungsfälle für Unternehmen sind umfangreicher. Danach gefragt, benennt ChatGPT selbst folgende Anwendungsbereiche, in denen KMU die Technologie bereits heute einsetzen können:
- Kundensupport: KMU können Chatbots einsetzen, die auf Basis von Large Language Modellen wie Chat GPT entwickelt wurden, um Kundenanfragen zu bearbeiten und zu beantworten. Dadurch können Unternehmen ihre Kundenbetreuung verbessern und Kosten sparen.
- Datenauswertung: KMU können Large Language Modelle nutzen, um große Mengen unstrukturierter Daten wie E-Mails, Social-Media-Beiträge oder Kundenfeedback automatisch zu analysieren und daraus wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. So können Unternehmen beispielsweise Trends erkennen und ihre Produkte und Dienstleistungen entsprechend anpassen.
- Automatisierte Texterstellung: KMU können Large Language Modelle nutzen, um automatisch Texte zu generieren, beispielsweise für Produktbeschreibungen, Anzeigen oder Social-Media-Beiträge. Dadurch können Unternehmen Zeit und Kosten sparen und gleichzeitig ihre Online-Präsenz verbessern.
- Personalisierte Empfehlungen: KMU können Large Language Modelle nutzen, um personalisierte Empfehlungen für Produkte oder Dienstleistungen zu geben, basierend auf dem Textverhalten des Kunden oder seiner Interaktionen mit dem Unternehmen. Dadurch können Unternehmen ihre Kundenbindung erhöhen und ihre Umsätze steigern.
- Vertragsmanagement: KMU können Large Language Modelle nutzen, um Verträge automatisch zu analysieren und relevante Informationen zu extrahieren, beispielsweise Vertragsbedingungen oder Fristen. Dadurch können Unternehmen ihre Prozesse optimieren und Fehler reduzieren.
Herausforderungen aus rechtlicher Sicht
Neben zahlreichen Möglichkeiten birgt der Einsatz von ChatGPT im Unternehmen auch einige Herausforderungen. Das Modell wurde auf Basis begrenzter Informationen trainiert und hat laut Entwicklerangaben keinen Zugriff auf das Internet. Dies kann bedeuten, dass es möglicherweise ungenaue Antworten liefert, wenn es mit neuen oder unerwarteten Anfragen konfrontiert wird. Eventuell ist das System nicht in der Lage, zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen zu unterscheiden. Eine weitere Herausforderung stellt die Integration von ChatGPT in bestehende Systeme und Prozesse dar. Zur rein technischen Datensicherheit beim Einsatz der Software kommen rechtliche Fragen hinzu.
Denn ChatGPT ist nicht perfekt und liefert teilweise oberflächliche oder gar völlig falsche Antworten. Problematisch ist dies vor allem, weil selbst die falschen Antworten gut und richtig klingen. Gerade für rechtliche Fragestellungen ist von der Nutzung eher abzuraten. OpenAI beschränkt und schließt die Haftung für fehlerhafte Aussagen in ihren Nutzungsbedingungen aus.
Im Übrigen ist OpenAI allerdings großzügig und gewährt den Nutzern den von ChatGPT erzeugten Output zu nutzen. Realisiert wird dies durch eine Übertragung des Urheberrechts nach kalifornischem Recht. Das deutsche Recht kennt eine solche Übertragung des Urheberrechts nicht, daher sind die Nutzungsbedingungen an dieser Stelle als Nutzungseinräumung auszulegen. Das heißt, die Nutzer dürfen die generierten Texte in ihren Publikationen verwenden. Die Nutzungsbedingungen schränken dies nur dergestalt ein, dass nicht behauptet werden darf, dass der Text von einem Menschen stamme.
Dies führt auch zu zwei weiteren rechtlichen Fragen im Umgang mit ChatGPT. Die erste nach einem Urheberrecht nach deutschem Recht an dem generieten Output, welche derzeit überwiegend verneint wird. Und die zweite nach einer Kennzeichnungspflicht von KI-generierten Texten. Der Entwurf der KI-Verordnung sieht eine solche Kennzeichnungspflicht bislang lediglich in Art. 52 Abs. 1 KI-VO-E für Bild-, Ton- und Videoaufnahmen vor. Eine Kennzeichnungspflicht für Texte könnte eine sinnvolle Ergänzung sein. Neben der Transparenz für den Leser solcher Texte, könnte durch eine Kennzeichnung auch vermieden werden, dass andere textverarbeitende KI sich dieses ggf. fehlerbehafteten Textes bedienen.
Fazit
Das Large-Language-Modell ChatGPT kann im Bereich Textgenerierung, Chatdialoge und Recherche eine nützliche Ergänzung darstellen, die unkompliziert genutzt werden kann. Auch darüber hinaus kann die KI bei entsprechender Weiterentwicklung ein interessantes Werkzeug für KMU sein, obwohl es einige Herausforderungen gibt, die bewältigt werden müssen. Unternehmen sollten individuell prüfen, ob eine sinnvolle Integration in das eigene Unternehmen möglich ist.
Weiterführende Informationen
- Wie ChatGPT Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützen kann: https://digitalzentrum-chemnitz.de/wissen/chatgpt/
- Einsatz von Chatbots: https://digitalzentrum-chemnitz.de/wissen/chatten-mit-hubert/